Ein Nachruf auf David Lynch
Am 15.1.2025 ist David Lynch gestorben. Diese Nachricht hat mich doch ziemlich mitgenommen, mehr als bei anderen bekannten Persönlichkeiten der vergangenen Zeit. Er hat die Filmwelt nachhaltig geprägt und ist ein Synonym für visuellen und erzählerischen Mut. Seine surreale, verstörende und dennoch hypnotische Ästhetik waren einzigartig. Nur als David Bowie 2016 wenige Tage nach Veröffentlichung seines letztes Album Blackstar von uns gegangen ist, war ich noch mehr getroffen, denn das war mein Held meiner Jugend, und ich habe es bis zu dessen Tod bereut, es nie geschafft zu haben, ihn mal live zu erleben.
Wenn man sich als Fan von David-Lynch-Filmen, und später auch seiner Musik oder Kunst outete, war man immer ein wenig der „Nerd“ der abgefahrene Sachen mag. Mich wundert das nicht, denn seine Werke sind sicherlich nicht jedermanns Sache. Klare Storylines findet man selten, Gut und Böse sind nicht immer klar identifizierbar, vieles ist rätselhaft und wie ein Fiebertraum. Es gab immer wieder diese „was war das denn jetzt bitte“ – Momente in seinen Filmen, nicht immer versteht man, was da vor sich geht, aber ist trotzdem unfassbar fasziniert.
Filme von David Lynch haben eine eigene Bildsprache, die einzigartig ist. Man hat nach wenigen Minuten gewusst, dass man einen Film von ihm schaut, und viele haben zumindest versucht, ihn zu kopieren („das ist ja jetzt wie in einem Lynch-Film!“).
Meinen ersten Kontakt mit David Lynch hatte ich (unbewusst) schon in meiner Jugend, denn Dune – der Wüstenplanet von 1984 war einer der ersten Filme, die ich damals als 10-jähriger Junge im Kino in meinem Heimatort angeschaut habe. Und das, obwohl ich es eigentlich noch gar nicht durfte, denn der Film war erst ab 12 freigegeben. Ich weiß noch bis heute, wie ich damals etwas geschockt aber auch fasziniert war von dem Science-Fiction-Film. Der fiese, eklige Baron ist mir im Gedächtnis geblieben, aber ich fand auch Kyle MacLachlan als Paul Atreides unfassbar toll. Mich hat der Film jedenfalls zu meiner Liebe zu Science-Fiction gebracht, ich bin bis heute Fan von Star Trek und allem was irgendwie im Weltall spielt.
Wer dieser Regisseur David Lynch eigentlich war, wusste ich damals nicht, und es war mir auch (noch) egal. Zumindest bis dann Anfang der 90er Jahre Twin Peaks zu Nachtzeiten auf RTLplus ausgestrahlt wurde. Die Frage „wer hat Laura Palmer getötet“ war in aller Munde, und die BILD-Zeitung hat dann auch noch den Mörder verraten, bevor die Folge im deutschen Fernsehen lief. Viel Tamtam, aber die Kultserie war in Deutschland im Fernsehen trotzdem nie richtig erfolgreich – zu abgedreht. Ich hatte es damals zumindest auf einige Folgen gebracht, aber erst viel später auf Blu-ray die ganze Serie mehrmals nachgeholt.

Meine David Lynch Box mit 10 Filmen auf Blu-ray
Meine drei Lieblingsfilme von David Lynch
1. Mulholland Drive (2001): 10/10 von mir, sein bester Film. Schon unzählige Male gesehen, immer wieder in den Bann gezogen, jedes Mal entdeckt man was Neues. Ein surrealer Neo-Noir, der eigentlich eine TV-Serie werden sollte.
2. The Straight Story (1999): 10/10 und eine bemerkenswerte Ausnahme in David Lynchs Filmografie, da er sich von seinem üblichen surrealistischen Stil zugunsten eines ruhigen, realistischen Ansatzes entfernte. Der Film basiert auf der wahren Geschichte von Alvin Straight, einem älteren Mann, der mit einem Rasenmäher über 500 Kilometer zurücklegt, um sich mit seinem kranken, entfremdeten Bruder zu versöhnen. Herzerwärmend und ergreifend.
3. Lost Highway (1997): 8,5/10. Ein Psychothriller mit Horrorelementen, surreal, verstörend, mit einem erstklassigen Soundtrack und Marilyn Manson in einer kleinen Nebenrolle. Was will man mehr?
Welcher Film ist dein Lieblingsfilm von David Lynch?
Streamingtipps von David Lynch Filmen
Goodbye, David. Deine Musik, deine Kunst, aber vor allem deine Filme werden für immer bleiben.
Derzeit kann man auf Mubi, meinem Lieblings-Arthouse-Streamer, drei Filme von und über David Lynch streamen:
David Lynch: The Art Life: Die Dokumentation von 2016 folgt ihm in seiner Heimatstadt und seiner Kunst, und was ihn zu seinen Filmen inspiriert.
Mulholland Drive von 2001 ist der für mich beste Film von ihm. Betty will in Hollywood durchstarten und trifft dort auf eine Frau, die nicht mehr weiß wer sie ist.
The Straight Story von 1999 ist der einzige gradlinige Film von Lynch, der Alvin Straight begleitet, wie er sich auf den Weg zu seinem kranken Bruder macht – auf einem Rasenmäher.
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