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DER ISEOSEE (Lago d'Iseo): Noch ein Geheimtipp

Es muss nicht immer der Gardasee sein

Ende Juni, die bayrischen Pfingstferien sind vorbei, und ich hatte Lust auf ein wenig italienisches Flair. Also warum nicht einfach kurz nach Italien für ein paar Tage? Allerdings hatte ich keine Lust auf den Gardasee, der oft recht überlaufen ist im Sommer. Was gibt es in der Nähe, was auch nicht allzu weit entfernt ist? Nach ein wenig Umschauen auf Google Maps bin ich beim Iseosee gelandet (Lago d’Iseo auf italienisch).

So wie es den meisten geht, war mir der See gänzlich unbekannt. Comer See, Lago Maggiore, Gardasee. Aber Iseosee? Also warum nicht einmal was Neues kennenlernen! Was gibt es denn am See zu sehen, wo kann man übernachten, wo gibt es schöne kleine Orte mit reizvollen Altstädten und guten Restaurants? Das gibt es in diesem Beitrag zu entdecken.

Der Iseosee: Lage und Anfahrt

Wo liegt der See?

Wer den Namen Iseosee bzw. Lago d’Iseo zum ersten Mal hört, kann wahrscheinlich nichts mit ihm anfangen. Dabei ist er gar nicht so weit vom allseits bekannten Gardasee entfernt. Er liegt in Norditalien, in der Lombardei links vom Gardasee, etwas nördlich zwischen Bergamo und Brescia, zwischen Gardasee und Comer See. Google Maps Link

Der See ist deutlich kleiner als der Gardasee aber der viertgrößte in Oberitalien.

Der Iseosee von Pisogne aus

Der Iseosee von Pisogne aus

Anfahrt

Mit dem Auto

Am einfachsten und schnellsten ist es, mit dem Auto anzureisen. Von Deutschland aus kommt man am besten über die Brennerautobahn A22, bevor man dann auf der Höhe von Verona Richtung Mailand auf die E70 abbiegt. Bei Brescia wechselt man dann auf die Landstraße zum Iseosee. In ca. 6 Stunden ist man am Ziel, wenn es keine unvorhergesehenen Staus auf der Strecke gibt. Wer es nicht allzu eilig hat, kann auch einen Zwischenstopp bspw. in Bozen einlegen auf einen Kaffee.

Wenn man nicht die ganze Zeit auf der Autobahn verbringen will, kann man ab Bozen oder Trento auch auf die Landstraße wechseln und über die Passstraßen fahren. Das ist natürlich deutlich schöner, dauert aber auch ca. 1 Stunde länger und man muss Lust auf viele Kurven haben. Ich bin hier auf der Rückfahrt entlang gefahren.

Mit dem Zug

Auch mit dem Zug ist die Anreise möglich, aber etwas umständlicher und mit mehreren Umstiegen verbunden. Bis nach Mailand oder Verona kommt man in der Regel direkt, steigt dann in einen Regionalzug nach Brescia um, um dann mit einem kleinen lokalen Zug in seinen Ort am Iseosee zu fahren. Viele der kleinen Orte haben eigene Bahnhöfe. Insgesamt ist man aus München ca. 12 bis 14 Stunden unterwegs.

Mit dem Flugzeug

Der nächstgelegene Flughafen ist der internationale Flughafen in Bergamo. Die Stadt liegt etwa 30km vom südlichen Ende des Iseosees entfernt.

Welcher Ort am Iseosee ist der richtige für mich?

Wer am Iseosee ankommt, der wird schnell merken, dass die Küsten großteils recht felsig und teilweise steil sind. An den flacheren Ecken sind um den See herum malerische kleine Ortschaften, jede bietet etwas anderes, aber alle sind schön.

Strände findet man eher keine, aber ein paar „Beachclubs“ oder Ecken, in den man in den See springen kann. Um den See führt eine kleine Straße herum, außerdem ein toller ausgebauter Radweg (ca. 86km). Die Orte erstrecken sich teilweise vom Wasser bis höher in die Berge.

Wo soll man also bleiben und nach einer Unterkunft schauen? Im Grunde genommen ist es überall schön und allzu viele Hotels gibt es nicht, aber jeder Ort bietet ein paar zur Auswahl.

Iseosee, Pisogne

Blick auf den Iseosee von Pisogne aus

Iseo

Die gleichnamige Stadt am Südufer des Sees bietet eine schöne Mischung aus Natur und Kultur. Die Altstadt mit ihren verwinkelten Gassen lädt zum Bummeln ein, während die Uferpromenade mit Cafés, Eisdielen und Restaurants zum Verweilen direkt am Wasser einlädt. Von Iseo aus starten auch viele Ausflugsschiffe, vor allem zur Monte Isola. Ein Highlight ist der Wochenmarkt, der jeden Freitag stattfindet. Zudem finden im Sommer regelmäßig Konzerte, Feste und Veranstaltungen statt.

Sulzano

Dieses kleinere Dorf liegt östlich von Iseo und ist vor allem bekannt für den Fährhafen zur Monte Isola, die direkt gegenüber liegt – der größten bewohnten Binnenseeinsel Europas. Der Ort wurde international bekannt durch die Kunstinstallation „The Floating Piers“ von Christo im Jahr 2016 (siehe unten). Heute ist Sulzano wie alle Orte rund um den See ein idealer Ausgangspunkt für Wanderungen, Spaziergänge und Fahrradtouren mit herrlichen Ausblicken über den See.

Lovere

Am nordwestlichen Ende des Sees liegt Lovere – ein malerisches Städtchen mit mittelalterlichem Flair, engen Gassen, prächtigen Gebäuden und einer langen Geschichte. Lovere ist Mitglied der Vereinigung „I borghi più belli d’Italia“ (die schönsten Dörfer Italiens) und bietet neben seiner schönen Altstadt auch kulturelle Angebote, wie das Museum „Accademia Tadini“ mit vielen ausgestellten Kunstwerken (Eintritt 14 Euro, Website auf italienisch). Die Seepromenade, der Yachthafen und die umliegenden Berge machen den Ort zu einem beliebten Ziel – quasi der perfekte Urlaubsort am Iseosee, denn hier wird alles geboten.

Sarnico

Im Süden des Iseosees gelegen, ist Sarnico ein lebendiger und eleganter Ferienort. Hier gibt es alles was das Herz begehrt, von modernen Häusern bis zur mittelalterlichen Altstadt. Besonders schön ist ein Spazierweg entlang des Seeufers in Richtung Paratico. Im Süden schließt das Weinanbaugebiet der Franciacorta an.

Pisogne

Am nordöstlichen Ufer des Sees liegt Pisogne – ein charmantes Städtchen mit einer hübschen Altstadt und einer malerischen Uferpromenade. Sehenswert ist die Kirche Santa Maria della Neve. Pisogne ist ein guter Ausgangspunkt für Ausflüge ins Val Camonica, eines der ältesten bewohnten Täler Europas, das für seine Felszeichnungen berühmt ist. Im Ortskern gibt es viele schöne Restaurants und Bars, und Wanderwege führen in alle Richtungen. Der X-Beach-Club lädt ein, in den See zu springen.

Ich selbst habe im Hotel Capovilla in Pisogne übernachtet, das ich uneingeschränkt empfehlen kann. Das Frühstücksbuffet ist super und die Zimmer modern und sauber.

Monte Isola: Die Seele des Iseosees

Monte Isola ist das Herzstück des Iseosees – eine autofreie, grüne Insel mit einer Fläche von rund 4,5 km², die als größte bewohnte Binneninsel Europas gilt. Die Insel ist über Fährverbindungen von mehreren Orten rund um den See – besonders von Sulzano und Iseo – gut erreichbar. Auf Monte Isola scheint die Zeit stehen geblieben zu sein: malerische Fischerdörfer wie Peschiera Maraglio oder Sensole, schmale Gassen, kleine Kirchen und ein eher langsamerer Lebensstil prägen das Bild (von Tagestouristen mal abgesehen).

Ein besonders lohnenswerter Ausflug führt hinauf zum Santuario della Madonna della Ceriola, einer kleinen Wallfahrtskirche auf dem höchsten Punkt der Insel (600 m). Von hier aus hat man einen atemberaubenden Panoramablick über den gesamten See und die umliegenden Berge. Die Insel lässt sich gut zu Fuß oder mit dem Fahrrad umrunden – rund 9 km auf gepflegten Wegen, vorbei an Olivenhainen, Wäldern, durch kleine Orte, und immer mit  dem glitzernden Wasser des Sees.

Die Insel lebt auch heute noch von der traditionellen Fischerei und der Herstellung von handgefertigten Netzen und Booten. Viele der kleinen Restaurants servieren frischen Fisch aus dem See.

Tipps für einen Ausflug zum Monte Isola

  • Die Fähre von Sulzano aus nach Peschiera Maraglio auf Monte Isola fährt alle 20 Minuten und kostet 6,70 Euro (hin und zurück) oder 4 Euro (eine Strecke) (Stand Juni 2025). Die Fahrt dauert nur 5 Minuten.
  • In Peschiera Maraglio kann man sich ein einfaches Fahrrad mieten und die Insel auf knapp 9km gut ausgebautem Weg umrunden. Teilweise gibt es leichte Anstiege, ansonsten bleibt es flach. Und alles was man hochstrampelt, fährt man auch wieder herunter 🙂 Der Fahrradverleih kostet 4 Euro pro Stunde, wenn man durchradelt, schafft man es in ca. 40 Minuten die Insel zu umrunden. Aber schöner ist es, an einigen Stellen Pause zu machen und die Aussicht zu genießen und ein Eis zu essen oder einen Kaffee zu trinken. Hier geht’s zur Route bei Komoot.
  • Zur Wallfahrtskirche auf dem Gipfel von Monte Isola kann man einen wunderbaren Wanderausflug machen, das ist aber mit 600 Höhenmetern verbunden. Alternativ fährt ein Minibus für nur 2 Euro in die Nähe, eines der wenigen erlaubten Fahrzeuge auf der Insel.
  • Von Monte Isola aus sieht man zwei kleinere vorliegende Inseln, die Isola di San Paolo sowie die Isola di Loreto. Beide sind im Privatbesitz und nicht zugänglich.

Christos „The Floating Piers“ im Jahr 2016

Im Juni 2016 rückte der Iseosee durch ein spektakuläres Kunstprojekt in den Fokus: Der bulgarisch-amerikanische Künstler Christo verwirklichte gemeinsam mit seinem Team das Projekt The Floating Piers – schwimmende Stege aus 220.000 Polyethylen-Würfeln, die mit leuchtend orangem Stoff bespannt waren.

Über 16 Tage hinweg konnten Besucher barfuß über das Wasser gehen – von Sulzano am Ostufer zur Monte Isola und weiter zur kleinen Privatinsel Isola di San Paolo. Die Stege bewegten sich leicht mit den Wellen, was den Eindruck eines fast magischen Schwebens auf dem Wasser erzeugte. Mehr als 1,2 Millionen Menschen besuchten die Installation – ein riesiger  Erfolg.

Auch wenn das Kunstwerk längst wieder abgebaut wurde (wie bei allen Projekten von Christo üblich), hat es den Iseosee bekannt gemacht und viele Besucher erstmals auf diese wunderschöne Region aufmerksam werden lassen.

Informationen zum Kunstwerk gibt es auf der offiziellen Seite von Christo (Englisch) oder auch bei Wikipedia (Deutsch).

Ein tolles kurzes Video über das Projekt findet sich bei YouTube.

Ein Ausflugs- und kurzer Wandertipp

Die Pyramiden von Zone

Nur wenige Kilometer oberhalb des Iseosees, kurz vor der kleinen Ortschaft Zone bei Monte Marone, befinden sich die beeindruckenden Pyramiden von Zone (Piramidi di Zone). Diese bizarren, bis zu 30 Meter hohen Felstürme aus Lehm und Geröll sind über Jahrtausende durch Erosion entstanden. Viele der Türme tragen auf ihrer Spitze einen großen Felsblock, der sie wie ein schützender „Hut“ vor Regen bewahrt.

Die Pyramiden von Zone

Die Pyramiden von Zone

Ein gut ausgeschilderter Wanderweg führt durch das Gebiet und bietet spektakuläre Ausblicke auf dieses geologische Naturdenkmal. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall, der ca. 3 km lange Wanderweg geht aber teilweise etwas steil herunter und wieder hoch, am besten nicht mit Flip-Flops loslaufen. Bei über 30 Grad und stehender Hitze war der kurze Ausflug eine schweißtreibende Angelegenheit.

Oben gibt es neben einem Parkplatz (kostenpflichtig) auch ein Café. Tickets zum Park kann man dort kaufen. Ich wusste nicht, dass man ein Ticket benötigt – dies stand erst nach mehreren hundert Metern auf dem Wanderweg auf einem Schild. Auf dem Weg wird aber nirgends kontrolliert und er ist nicht zugangsbeschränkt. Daher am besten schon vor dem Losgehen das Ticket holen (kostet 2 Euro).

Meine Wanderung zu den Pyramiden von Zone ist hier bei Komoot zu finden.

Pisogne: Kurze, aber herausfordernde Wanderung zum Wasserfall

Pisogne, Esel

Einen Esel beim Wandern getroffen

In Pisogne gehen viele Wanderwege los. Hier kann man sehr lange Wanderungen unternehmen oder auch kürzere. Ich habe mich für einen kürzeren Trip entschieden, der es aber dann in sich hatte. Oberhalb von Pisogne gibt es einen kleinen Wasserfall. Ich bin einem offiziellen Wanderweg gefolgt, der teilweise durch das Gebüsch führte und über einige Meter ganze 36% Steigung hatte – bei über 30 Grad eine Herausforderung.

Die Wanderung war aber wirklich schön und in dem kleinen Bach kann man sich auch kurz erfrischen, wenn man angekommen ist. Zurück ging es über eine schmale Serpentinenstraße, nicht auf demselben Weg. Die Aussicht über den Iseosee und Pisogne ist atemberaubend.

Meine Wanderung zum Wasserfall über Pisogne ist hier zu finden (Komoot).

Wenn man keine Lust zum selber Planen hat, findet man auch bei Get Your Guide einige spannende Aktivitäten von Weinproben bis zu Wanderungen. (Affiliate-Link)

Kulinarisches am Iseosee

In Pisogne wo ich übernachtet habe gibt es ein Fischrestaurant, diverse Trattorias, Pizzerias und natürlich eine Bar Centrale und Eisdielen. Man bekommt alles, was man in Italien erwartet. Aber es gibt zwei regionale Spezialitäten, die es nur am Iseosee so gibt.

Eine der bekanntesten Spezialitäten sind getrocknete und gegrillte Sardinen, die oft mit Polenta serviert werden. Ich habe dieses Gericht einmal gegessen – sehr schmackhaft, aber auch ein intensives Gericht. Die Fische werden warm serviert und sind durch die Trocknung salzig-rauchig. So habe ich das noch nie in Italien gegessen.

Ein weiteres Aushängeschild der Region ist eine gefüllte Schleie aus dem Ofen, traditionell aus dem Fischereidorf Clusane am Südufer des Sees. Der Fisch wird mit einer Füllung aus Semmelbröseln, Grana Padano, Knoblauch, Petersilie, Eiern und Gewürzen versehen und auf Lorbeer langsam im Ofen gegart. Zum jährlich im  Juli stattfindenden Fest zur Ehre dieses Gerichts kommen Einheimische und zahlreiche Besucher zusammen, um den Fisch direkt am Seeufer genießen. Leider konnte ich dieses Gericht nicht probieren, aber beim nächsten Besuch wird mir das nicht passieren.

Bekannt ist die Region auch für Olivenöl und eine Salami, die es u.a. auf der Monte Isola zu kaufen gibt, sowie der Franciacorta-Wein.

Fazit

Der Iseosee ist wunderschön und auf jeden Fall einen Besuch wert. Mir hat er bei meinem ersten Besuch so gut gefallen, dass ich unbedingt zurückkehren will. Dann plane ich mit Sicherheit mehr Wanderungen ein, denn die Gegend ist perfekt dafür. Wer etwas Ruhe sucht und nur wenigen Touristen begegnen will, ist hier richtig. Ich habe vereinzelt Deutsche, aber vor allem Italiener am See gesehen. Auch das Preisniveau ist relativ niedrig. Kein Vergleich zu den „Hotspots“ am Gardasee.

Wart ihr schon mal am Iseosee? Vielleicht als Christo sein Kunstwerk präsentiert hat? Schreibt es mir gerne in die Kommentare!