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KYOTO

Atemberaubend und schön - ein Highlight in Japan in 72 Stunden

Bereits 2019 war ich ein paar Tage in Kyoto und habe damals den berühmten Fushimi Inari Taisha Schrein mit seinen tausenden roten Torii-Toren gesehen, ein tolles Erlebnis. Auch den Arashiyama Bambuswald konnte ich damals schon besuchen. Der war aber schon damals sehr überfüllt und jetzt soll es ja noch wilder zugehen. Ich bin daher ganz froh, dass ich beides auslassen kann und damit ein paar Touristenmassen vermeide. Der Kiyomizu-dera Schrein (oben im Introbild) auf einem Hügel ist ein Muss. Viel los, aber sehr beeindruckend, auch der Ausblick auf die Stadt.

The Millennials Kyoto

Meine „Kapsel“ im Millennials Hotel

Wer noch nie in Kyoto war, dem empfehle ich auf jeden Fall den Fushimi Inari Taisha Schrein und Kiyomizu-dera. Den Bambuswald kann man sich meiner Meinung nach sparen, viel zu viele Besucher und es ist eher „ganz nett“. Ein paar Bilder von den drei Sehenswürdigkeiten unten.

Dieses Mal konnte ich das alles weglassen und habe vor allem geplant, mich in Kyoto ein wenig treiben zu lassen und vieles von dem anzuschauen, was ich das letzte Mal verpasst habe.

Kyoto ist deutlich kleiner als Tokyo und es kommt einem ein wenig vor wie eine andere Welt. Weniger moderne Hochhäuser, dafür eher klassisches, kulturelles Japan. Ich habe mich in die Stadt verliebt.

Da auch in Kyoto die Hotelsituation nicht ganz so einfach war und ich nur fürs Übernachten nicht allzu viel Geld zahlen wollte, bin ich wieder im „The Millennials“ geblieben wie schon 2019. Ein Kapselhotel, aber etwas moderner und großzügiger und sehr zentral gelegen. Mit einem großen Aufenthaltsraum, wo es täglich am späten Nachmittag eine Stunde kostenloses Bier gibt, da kommt man leicht mit anderen in Gespräch.

Nach den 3 Nächten dieses Mal weiß ich aber, dass ich aus den Kapselhotels rausgewachsen bin. Man schläft einfach deutlich schlechter, weil ständig irgendwo Lärm gemacht wird. Trotzdem sehr modern und der Aufenthalt war ganz gut. Hier ist das Millennials bei Booking.com zu finden.

The Millennials, Shinkyogoku und Bierchen

Nachdem ich meine Kapsel „bezogen“ habe, also erst einmal meinen Koffer untergebracht (was ganz cool gelöst ist – unter dem Bett ist sehr viel Platz auch für sehr große Gepäckstücke) und ein paar Wertsachen eingeschlossen habe (jede Kapsel hat ein eigenen Tresor mit Zahlencode), bin ich erst einmal raus um ein wenig in Kyoto herumzulaufen. Ich kannte mich ja noch aus und war direkt im Zentrum, um die Ecke viele Cafés und eine überdachte Einkaufs- und Essensmeile.

Kaffee und Kuchen

Toast und Kaffee

Erstmal Kaffee und Kuchen, wobei der Kuchen bei mir klassisches japanisches Toast mit Zimt und Vanilleeis wurde (meistens gibt es das mit Honig). Habe leider etwas zu spät bemerkt, dass es sich um ein Rauchercafé gehandelt hat (sowas gibt’s in Japan ab und an noch, während man draußen niemanden mehr Rauchen sieht), aber es war nicht so wild.

Danach ging es um die Ecke in die überdachte Shinkyogoku Shopping Street. Hier gibt es viele Geschäfte, aber vor allem auch sehr viel zu Essen. Frische Takoyaki, das ließ ich mir nicht zweimal sagen…

Selbstverständlich war ich zur gratis Bierstunde wieder im Millennials zurück. Das ist wirklich eine coole Sache und die Atmosphäre ist klasse. Direkt einen Australier und Amerikaner kennengelernt, politisiert und die Bierstunde recht gut ausgenutzt 🙂 (nur heute ging die übrigens 2 statt 1 Stunde, eine positive Überraschung).

Der Tag war damit auch schon fast vorbei, gegen 22 Uhr ging es noch einen  Fußmarsch zu einem Café, wo ich jemanden getroffen habe für einen netten Plausch, bevor es dann zurück ins Bett ging. Der nächste Tag wurde etwas anstrengender, denn ich hatte mir eine recht umfangreiche Wanderung vorgenommen.

16km zu Fuss: Philosophenweg, Tempel und auf den Berg hinauf

Heute stand richtig viel auf dem Programm. Bzw. anfangs war es gar nicht so viel, aber es wurde im Laufe des Tages immer mehr…

Ich hatte schon im Vorfeld geplant, unbedingt einmal den sogenannten „Philosophenweg“ entlangzuwandern. Im Grunde genommen ist das ein ca. 2km langer Weg entlang eines kleinen Baches der von Kirschbäumen gesäumt ist. Natürlich war jetzt keine Kirschblütenzeit, aber schön ist er bestimmt trotzdem.

Ich habe also im Vorfeld eine kleine Wanderung geplant durch ganz Kyoto, die dann immer länger wurde – schließlich waren überall interessante Tempel und Schreine auf dem Weg, und auf den einen Berg da kann man bestimmt auch hochlaufen für eine tolle Aussicht. Es wurden fast 16km am Ende des Tages, und es hat sich richtig gelohnt!

Zuerst ging es ca. 2km quer durch die Stadt und am wunderschönen großen Fluss Kamo entlang. Bei strahlendem Sonnenschein waren dort viele in der Sonne unterwegs. Der Eikandō-Tempel war der erste Stopp, eine große Anlage mit toll gepflegten Gärten. Von hier aus hat man schon eine schöne Aussicht auf die Stadt. Der Eintritt war mit 600¥ auch sehr fair und es auf jeden Fall wert. In der Anlage gab es auch schon viel farbiges Herbstlaub zu sehen.

Der Philosophenweg an sich war einfach ein ruhiger Spazierweg am Bach entlang. Hier und da gab es kleine Handwerkskunst zu sehen, und auch mal eine Tempelanlage. Das Highlight für mich war aber ein kleines Café, das wie aus der Zeit gefallen schien. Ein älterer Herr am Tresen, der ganze Stil wie aus vergangenen Zeiten. Hier musste ich einfach einen Stopp machen und eine Tasse Kaffee genießen (auch wenn der Apfeltee hier die Spezialität ist). Das „Pomme Cake & Café“ ist hier auf Google Maps zu finden.

Auch der nächste Tempel Ginkaku-ji hat sich für 500¥ Eintritt sehr gelohnt, vor allem wegen der schönen Anlage an sich. Hier kann man einfach die Seele baumeln lassen und überlaufen ist es genauso wenig wie die Tempel vorher. Viele Touristen machen eben doch meist nur die Hauptsehenswürdigkeiten und reisen weiter.

Jetzt ging es aber dann richtig los: Auf den Berg. Der Wanderweg sah anfangs noch nicht so wild aus, dann ging es aber in den Wald hinein und erstmal endlose Stufen hoch hinauf. Einige japanische Wanderer kamen mir entgegen, auch mit kleinem Kind, kann also nicht so wild sein – dachte ich zumindest. Nun, oben angekommen war ich dann doch einigermaßen fertig.

Natürlich habe ich vorher nicht mitgedacht und keine Wanderklamotten angezogen geschweige denn zumindest ein Sport-Shirt. Der Ausblick oben hat aber dann für alles entschädigt. Einfach nur WOW! Ich bin dann auf einem anderen Weg wieder runter in die Stadt gegangen, ein Café musste noch sein.

Ihr wollt alle Details? Meine ganze Route und alle Stops gibt es bei Komoot.

Heute Abend wollte ich mir mal was Gutes zum Abendessen gönnen. Glücklicherweise hatte ich einige Tipps von einem Freund parat, der ein paar Wochen vorher hier war – aber bei den bekannten Restaurants muss man auch als Einzelperson wirklich vorreservieren, sonst sieht es schlecht aus. Ich bin heute schon bei einem vorbeigegangen, wo ein Schild sagte „die nächsten 2 Monate alles ausreserviert“ (das war aber auch in Teil von Chef’s Table auf Netflix).

Ich bin daher am späten Nachmittag losgezogen und habe es tatsächlich geschafft, einen Platz für 2 Stunden später zu bekommen – im Hikiniku to Come (Hamburger und Reis) (Google Maps)! Um 19 Uhr ging es los – und das war wirklich ein Erlebnis. Sehr stylisher Laden, toll eingerichtet. Man bekommt drei Hamburger, die vor einem perfekt gegrillt werden. Der Grillmeister erklärt einem, wie man sie am besten essen soll, jeden Burger etwas anders – dazu gibt es diverse Gewürze und Toppings, Reis, Miso-Suppe und ein rohes Ei dazu. Es war wirklich der Wahnsinn.

Das liebe ich in Japan – jedes Restaurant ist spezialisiert auf eine Art von Gericht, nicht alles auf einmal. Für ein Dessert muss man bspw. woanders hingehen. Auch kein Theater mit Trinkgeld und Bezahlung. Trinkgeld gibt es in Japan keines (es ist eher unhöflich eines zu geben, und wird nicht erwartet), und bezahlt wird in der Regel vorher oder beim Gehen.

Ein sensationeller Tag in Kyōto!

Gyoen Nationalgarten und das erste Mal im Onsen

Nach dem Tag gestern wollte ich mich heute in Kyoto einfach treiben lassen. Als erstes ging es auf die Suche nach einem leckeren handgefilterten Kaffee – nach etwas Umherirren dank Google Maps und nicht geöffneten Specialty Coffeeshops oder einem sehr stylishen, der mir empfohlen wurde, aber gerade ein ausgebuchtes Coffee Tasting auf dem Programm hatte, habe ich dann doch was sehr nettes gefunden. Lecker Kuchen gab es auch dazu.

Ichiran Kyōto

Ichiran Kyōto

Der Gyoen Nationalgarten war dann ein großer, sehr weitläufiger Park zum Ausspannen, bevor mich später dann Ichiran erneut gerufen hat. Ich hatte einfach so Lust auf eine heiße Schüssel leckere Ramen, ich musste daher wieder hin (es sollte nicht der letzte Ichiran auf dieser Reise werden…).

Gegen 21 Uhr dann mein persönliches Highlight: Mein erster Besuch in einem Onsen. Ich hatte mich verabredet mit meinem Coffee Date von vorgestern, und dank ihm bin ich jetzt endlich in einem echten, normalen öffentlichen Badehaus zu Gast und weiß, wie „es geht“. Zuerst einmal zieht man kurz nach dem Eingang seine Schuhe aus, die man dann in kleine Schließfächer einschließt. Dann bezahlt man und bekommt einen Schlüssel für die Umkleide. Handtuch hatte ich dabei (aus dem Hotel geschmuggelt 😉 ).

Männer und Frauen Badebereiche sind in Japan strikt getrennt. Wenn man irgendwo Tattoos hat, sieht es schlecht aus: Zutritt verboten (eine eigentlich alte Regelung, aber viele Japaner fühlen sich an die japanische Mafia / Yakuza erinnert, weswegen Tattoos verpönt sind. Manchmal geht es mit Abkleben, wenn man kleinere hat). In der Umkleide hieß es dann erstmal: Alles ausziehen, jeder ist komplett nackt, alles kommt ins Schließfach.

Im Badehaus selbst heißt es: Jeder wäscht sich. Und zwar sehr ausgiebig. Man hockt sich auf einen kleinen Plastikstuhl, shampooniert sich, wäscht den ganzen Körper, alles ist bereitgestellt. Und das macht man wirklich sehr genau und lange, für manche Japaner ist der Gang ins Badehaus auch gleichzeitig die tägliche Körperpflege. Erst dann geht es in die einzelnen Quellen.

Das Onsen in dem wir waren hatte verschiedene Becken im Innen- und Außenbereich, manche sehr heiß, manche Körpertemperatur oder kälter. Eine kleine Sauna gab es auch noch. Danach kann man sich an Automaten Erfrischungen kaufen und in einer großen Chill-Out-Area entspannen.

Hanano Yu Onsen

Hanano Yu Onsen

Was ich toll fande: so ein Onsen ist ein richtiger Treffpunkt für die Japaner – hier treffen sich Jung und Alt, ganze Freundesgruppen gehen abends zusammen ins Onsen und quatschen, völlig ungezwungen. Und das Ganze ohne irgendeine Zeitbeschränkung für gerade einmal 800¥ (5,20€) anstatt 30€ für 4 Stunden Sauna zuhause (okay, nicht dasselbe, aber ähnlich). Das Badehaus liegt mitten im Wohngebiet und hat jeden Tag bis 1 Uhr früh offen (davon können wir in Deutschland auch nur träumen…).

Die knapp 3km zurück zum Millennials bin ich nach Mitternacht dann ganz gerne zu Fuß gegangen. Ein wunderschöner Nachtspaziergang im menschenleeren Kyōto.

Ich bin froh, nochmal nach Kyoto gefahren zu sein, auch wenn es nur kurz war. Eine wirklich wunderschöne, tolle Stadt mit einem besonderen Charme. Und ich plane schon jetzt, bald wiederzukommen. Morgen geht es weiter nach Hiroshima!